Möglicher Zustand des Seins, der durch die Ordnung der Teilung und des Austauschs aufgebaut wird.
Traditionell betonen wir stark, wir selbst zu sein, das eine Subjekt zu sein. Auf dieser Grundlage begründen wir auch die Grenzen zwischen Gruppen, uns, der Gesellschaft und Menschen. Alles was nicht dem Wesen des Subjekts entspricht, ist eine Unreinheit, die verschwinden sollte. Für die modernen Subjekte jedoch, die sich mit SNS, Virtuellen Charakteren, dem Metaversum und ähnlichem amüsieren, ist die Teilung des Subjekts - eine neue Natur, die sich selbst der Teilung erfreut und die Erweiterung unendlicher Möglichkeiten impliziert - unvermeidlich.
Kiwan Choi war fasziniert von der groben und intensiven Rohheit des deutschen Expressionismus und studierte in Berlin, Deutschland. Er stimmt dem Geist der Neuen Sachlichkeit der deutschen Malerei zu, die sich nicht von der Gesellschaft isoliert. Unwohl fühlt er sich jedoch mit der Solidität des Objektausdrucks der figurativen Malerei, insbesondere mit der Klarheit des Endes des Objekts. Er versucht, diese gegensätzlichen Emotionen in einer bildlichen Harmonie auszudrücken. Er projiziert die Emotionen, die er in einer abgeschotteten und verhärteten Konfrontationsgesellschaft empfindet, auf das Subjekt und drückt sie flexibel und dynamisch durch die Überschneidung von Mauern und Linien aus. Derzeit konzentriert er sich auf eine Serie von Gemälden, die nach den Gesetzen der Zersetzung und des Austauschs von Objekten eine neue Bildsprache komponieren und seine ambivalenten Gefühle gegenüber der Malerei erscheinen als ambivalente Szenen.
Was fremd ist, ist die Unannehmlichkeit, die das Subjekt überwinden muss. Kiwan ist der Meinung, dass der Ausgangspunkt für einen Einzelnen, andere als Mitglied der Gesellschaft zu überwinden, durch Spaß und Spiel möglich ist. Er definiert den Spielplatz als einen Raum, in dem sich die natürliche Interaktion mit anderen durch Spiel als Ausgangspunkt von Individuum und Gesellschaft und Bewegung verdichteten, und nahm dies als Ausgangspunkt seiner Arbeit.
Er hat Korea in seinen Zwanzigern verlassen und lebt seitdem in einem fremden Land. Seine Familie und Südkorea befinden sich mitten im geopolitischen und Geschichtlichen Konflikt zwischen Nordkorea und Japan, sodass er selbst in seinem Heimatland große Konflikte und Andersartigkeit verspürt. Für ihn wurde der Spielplatz zu einem Raum, der auch die Geschichte eines akzeptierten Lebens impliziert. Als Ausländer, Asiate und kinderloser Mann sahen ihn die Leute, wenn er auf den Spielplatz ging, als jemanden an, der nicht zu ihnen passte- ein offensichtlicher Fremder. Die Erfahrung dieser kulturellen
und gesellschaftlichen Phänomene bildete die Grundlage seiner Arbeit und erweiterte seine Vision des Spielplatzes. Aus dem Spielplatz wurde eine Geschichte über individuelle Grenzen und soziale Kategorien. Auf den ersten Blick ist dieser öffentliche Ort einladend und freundlich. Bei genauerer Betrachtung jedoch tritt eine beunruhigende Dualität von Ein- und Ausschluss, von Integration und Ausgrenzung zutage, die durch die sichtbaren und unsichtbaren Begrenzungen des Spielplatzes bedingt wird. Die Sicherheitsgrenze, die auch innerhalb des Spielraums einer öffentlichen Gemeinschaft unbewusst gezogen wird, ist ein Hindernis, das nicht allzu leicht überwunden werden kann. Kiwan stellt sich vor, wie diese inneren und äußeren Auffassungen und Bilder ohne Selbstgerechtigkeit zusammenfallen. Er hofft, dass dies eine Möglichkeit für ein lebendiges Leben ist und nicht für Zerstörung oder Unruhe. Er spürt die Grenzen der verinnerlichten Gemeinschaftskategorien und stellt sich vor, sie aufzubrechen.
Seine Arbeit basiert auf eigenen Fotos von Spielplätzen und Bildern von verbotenen Orten. In seinem Arbeitsprozess vertauscht er immer wieder die Position von Subjekt und Hintergrund. Feststehende Kategorien wie Vorder- und Hintergrund werden aufgelöst, Grenzen verschwimmen, Farben und Komponenten innerhalb des Bildes werden ausgetauscht. Am Ende verschwindet die Unterscheidung zwischen Subjekt und Hintergrund und existiert als Spur und Bewegung auf der Leinwand. Sie werden einander gleichgestellt. Kiwan sucht nach Momenten, in denen verschiedene Elemente auf einem einzigen Bild kollidieren und harmonieren. Neben dem Austausch von Aspekten wie Rauheit und Weichheit, Dicke und Dünne, Klarheit und schwachen Spuren, wird die Collagetechnik des Anordnens widersprüchlicher Ausdrücke auf der Leinwand aktiv genutzt, sodass verschiedene Schichten entstehen. In einem fortschreitenden Prozess wird das zuvor Dagewesene aufgebrochen, verändert und damit zu einem einzigen Moment, einem Zustand, aus Linien und Farben, geformt. Es bleibt eine undefinierte Bildsprache, die sich zwischen Konkretem und Abstraktem bewegt. Es gibt kein klares Subjekt mehr, nur ein Phantom, eine offene Form jenseits von Kategorien und Grenzen. Sie werden gemischt und bleiben letztlich als ‘Zustands-Möglichkeit’.
Wenn das Innere zum Äußeren wird und das Äußere bereits als Inneres existiert, eröffnen sich lebendige Möglichkeiten.